Beim Konzert infiziert

Der Puhdys Club Oranienburg / 17 Freaks auf den Fersen der Kultrocker

HEIKE BERGT

Oranienburg Als die Puhdys vor rund 30 Jahren ihre ersten Hits landeten, da erblickten Kathrin und Thomas Moser gerademal das Licht der Welt. Nostalgiegedusel kann es also nicht sein, was das junge Ehepaar immer wieder zum Einlegen einer Puhdys-CD bewegt. Es habe sie bei einem Konzert „eher wie ein Virus befallen”, erinnert sich Thomas, der die Musik und deutschsprachigen Texte der Kultrocker „handgemacht und richtig klasse” findet. Infiziert hätten sie sich beim beim 99er-Konzert in Oranienburg. Seitdem werde jede Geburtstagsparty zu einer Puhdys-Fete. Im letzten Jahr waren sie nun bei neun Konzerten mit von der Partie. Rechtzeitiges Kommen ist auch bei den Puhdys wichtig, will man den Stars nahe sein: „Da rennen alle, als singen die Backstreet Boys”, scherzt Kathrin.
Im Sommer des letzten Jahres haben 17 Leute – Freunde und Bekannte der Mosers, Eltern und Schwiegereltern – den „Puhdys Club Oranienburg” gegründet. Sechs Autos erregen mit dem großen Logo auf der Heckscheibe in der Kreisstadt und in Berlin Aufmerksamkeit. Es gibt die regelmäßigen Treffs der Fans und natürlich die gemeinsamen Konzerttouren. Seit einigen Tagen hat sich Thomas Moser den Tourenplan 2001 aus dem Internet geholt. Nun steht fest: am 19. Mai in Parchim sind sie wieder mit dem großen Transparent und T-Shirts dabei.
Neben dem jungen Fanclub in Oranienburg gibt es einen mit 20-jähriger Tradition: in Burg bei Magdeburg. Alle anderen Clubs hätten die Wende nicht überdauert. Selbstverständlich hat die junge Familie mit Tochter Sophie eine (fast) komplette Sammlung aller erschienenen CDs der Band im Wohnzimmerregal. Schallplatten sammeln die Freaks auch, aber nicht die Dutzendware von Amiga, sondern die im damaligen Westen gepressten mit dem ganz anderen Cover. Eine Besonderheit hat Thomas Moser gerahmt: Im letzten Jahr haben die Puhdys zusammen mit „Rammstein” eine Maxi-CD aufgenommen mit dem Titel „Wut will nicht sterben”. Bis auf ein paar kam die Scheibe allerdings nie auf den Markt, denn das Management fühlte sich bei Absprachen übergangen. Diese Seltenheit wollte ihm „Quaster” von den Puhdys sogar abkaufen, weil er sie selbst nicht besitzt.
Bekannt seien von den Puhdys oft nur die alten Titel, viel weniger neue, bedauert Thomas Moser. „Wilder Frieden” erschien 1999, die neueste CD ist für Anfang April angekündigt, weiß der Insider. 7000 Leute brachten die Altrocker allein im letzten Jahr bei einem Konzert in Strausberg vor die Bühne, „die meisten in unserem Alter, die können sich nicht alle irren”.
Und da die Karriere der Kultband einst in Oranienburg mit Proben im Haus in der Oberhofer Straße 66 begann, so hat der Fan-Club in einem Brief an Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke angeregt, die Rockerrentner doch mal wieder zu einem großen Open-Air-Konzert in die Stadt zu holen. Die Stadtwerke könnten den Strom sponsern, andere die Bühne finanzieren. Was an Einnahmen übrig bliebe, könnte aufs Konto für die Finanzierung der Orangerie fließen, schlägt Thomas Moser vor. Er hofft auf eine positive Antwort, schließlich habe er den Bürgermeister beim letzten Konzert der Puhdys in Oranienburg gesehen.
Wer mit dem Fanclub Kontakt aufnehmen möchte, kann das über die Homepage: http://de.clubs.yahoo.com/clubs/puhdyscluboranienburg.
Auch die Internetwelt ist ein Dorf: Auf der Suche nach der Platte „Sturmvogel” wurde ein Fan im world wide web bei Thomas Moser fündig. Der andere Puhdys-Freak ist ebenfalls in Oranienburg zu Hause!

Quelle: Märkische Allgemeine vom 14.03.2001.

Tochter Sophie ist schon begeisterter Puhdys-Fan: Erste Autogramme, auch von Peter Meyer, hat sie längst eingeheimst.

Alle auf einen Blick: der Puhdys Club Oranienburg mit Kind und Kegel vor einem Konzert im letzten Jahr.
FOTOS: PRIVAT